Pfarrkirche St. Ägidius

Die Pfarrkirche St. Ägidius, ein spätgotischer Gewölbebau, mit seinem fast 50 Meter hohen trutzigen Vierkantkirchturm und den vier Ecktürmchen um den hohen Spitzhelm nimmt beherrschend den Ortsmittelpunkt Malchings ein.
Das heutige Aussehen bekam dieser sakrale Bau in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Auch wenn keine genauen Daten über den ersten Kirchenbau in Malching überliefert sind, so darf man doch die Zeit für den Baubeginn auf das Jahr 1115 ansetzen. In diesem Jahr begegnen uns mit Geppo de Malchingen und Adelprecht de Malchingen (ca. 1140) erste Zeitzeugen. Beide Ritter gelten als Bauherren einer bereits aus Stein errichteten Eigenkirche, für die sie das Patrozinium des hl. Georg gewählt hatten. Nach dem Aussterben derer von Malching wurde das hiesige Gotteshaus Filialkirche von Ering mit eigener Sonntagsmesse. In einer Urkunde von Montag vor Galli 1379 heißt es:
"Darumben soll sy gedenkhen all Sonntag zu Malching und Ehring auf der Canzl aller von Hals seel. mid einander und sonderlich Grafen Leopolds seel....".

Patrozinium des hl. Ägidius

Vom ersten Kirchenbau dürften nach baugeschichtlichem Gutachten die Untergeschosse des Turmes sowie ein Teil der nördlichen Mauer des Langhauses stammen. Dieser erste Bau muss ziemlich schmal gewesen sein, da die abgebrochene Gruftkapelle der Fronhamer sich außerhalb der Kirche an der Stelle des früheren Michaelialtars befand.
Am 18 September 1438 übertrug Bischof Anton von Bamberg die Pfarrei Ering mit Malching dem Kloster Asbach zur seelsorglichen Betreuung. Seit dieser Zeit ist das Patrozinium des hl. Ägidius, einem der 14 Nothelfer, bezeugt.
Mit klerikalem Eifer veranlasste das Kloster unter Abt Wolfgang I. einen Um- und Erweiterungsbau und beauftragte mit dieser Aufgabe den bekannten Burghauser Baumeister Hans Wechselperger. Wann dieser Umbau vollendet wurde, lässt sich heute nicht mehr mit Bestimmtheit feststellen. Bei der Restaurierung im Jahre 1919 wurde die am Chorbogen übertünchte Jahreszahl freigelegt. Während die Jahrhundertzahl auf der linken Seite des Chorbogens (MCCCC = 1400) unversehrt und deutlich erhalten blieb, ist der ebenso wichtige Teil der restlichen Ziffern auf der rechten Seite unsicher. Bei der Bloßlegung war sie nur mehr schwach zu erkennen.
Unter Beziehung des Historikers Prof. Dr. Heuwieser aus Passau wurde als wahrscheinlichste Zahl "LVI" (=56) festgestellt. Die Zahl 1456 stimmt auch mit dem noch rein spätgotischen Gesamtstil des Sakralbaues überein.

"Gotteshaus St. Gilgen zu Malching"

Am 30. Dezember 1468 stifteten Gilg und Christoph Fronhamer in dem "Gotteshaus St. Gilgen zu Malching" für ihre Vorfahren einen Jahrtag. Durch dieses fromme Geschlecht dürfte Malching auch zu einem eigenen Geistlichen gekommen sein. Im Jahre 1558 und wieder ab 1629 versehen excurrierende Seelsorger (auch Gesell des Pfarrers genannt) in Malching den sonntäglichen Gottesdienst.
Auch diese Kirche besaß ursprünglich keine Sakristei; als solche wurde bis zum Jahr 1784 das Turmuntergeschoss benutzt.

Wandgemälde

Die beiden Wandgemälde von der Hochzeit zu Kana sowie die Schutzmantelmadonna wurden bei der Kirchenrenovierung im Jahr 1919 freigelegt; beide waren aber nicht mehr ganz erhalten.
Der Münchner Kunstmaler Wilhelm Geromiller hat mit seiner Art der Restaurierung eine ausgezeichnete Arbeit geleistet.
Das älteste und wohl einzige Einrichtungsstück aus dem ersten Kirchenbau ist uns mit dem wunderschönen gotischen Taufstein erhalten geblieben, der wohl aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt. Zu den kostbaren Kunstwerken darf man auch die vorzügliche spätgotische Holzfigur (um 1480) des Pestpatrons St. Sebastian, den barocken St. Rochus sowie die Madonna mit dem Kinde (16.Jahrhundert) zählen.

Stukkateur aus Kößlarn, Johann B. Modler

Im Jahre 1757 schuf der berühmte Stukkateur aus Kößlarn, Johann B. Modler, einen herrlichen Barockaltar zum Preise von 500 Gulden, wobei ihm nach vollendeter Arbeit 300 Gulden (=fl) bar bezahlt wurden und die Restsumme in jährlichen Raten von 50 fl beglichen werden konnten. Im Jahre 1902 fiel dieser Altar dem Zeitgeist der Neugotik zum Opfer.

Das Altarbild "St.Aegyd" dieses Modleraltares, das wahrscheinlich schon Bestandteil des Vorgängeraltares 1661 - 1757 war, ließ Geistlicher Rat Josef Städele wieder in der Pfarrkirche aufhängen. Von Johann B. Modler, diesem Meister des bayerischen Rokoko, oder einem seiner Söhne, stammen die wunderschönen Rokokomedaillons an den beiden Emporenbrüstungen.

Nach der Säkularisation im Jahre 1803 kam Malching unter die kirchliche Obhut des Bischofs von Passau. Dieser ließ hier eine Expositur errichten und setzte als Seelsorger den Exbenediktiner vom Kloster Asbach, Leonhard Wastian, als ersten Weltgeistlichen

ab 1891 selbständige Pfarrei

Mit Franz Xaver Lindhuber kam im Jahre 1866 ein sehr baufreudiger Seelsorger nach Malching. Er ließ unter anderem im Jahre 1873 die Nebenkirche St. Salvator (Wieskapelle) umbauen, 1884/85 den Turm erhöhen und mit vier polygonen Ecktürmchen versehen und 1894 die Sakristei durch den Aufbau der Paramentenkammer erweitern.

Am 6. April 1891 erhob Bischof Michael von Rampf die bisherige Expositur Malching in den Rang einer selbständigen Pfarrei, dessen erster Pfarrer der bisherige Expositus Franz Xaver Lindhuber wurde.
Den heutigen Hochaltar, aufgestellt am 20. Juli 1900, schuf ganz im neugotischen Stil der Bildhauer Sebastian Höfele aus Pfarrkirchen; gefasst wurde er 1903 von Franz Xaver Zattler aus Wurmannsquick.

Für Restaurierungsarbeiten in den Jahren 1919/20 (u.a. Freilegung der Wandgemälde an der Nordseite) zeichnete Pfarrer Schanderl verantwortlich.

Zu letzten tiefgreifenden Renovierungen am Gotteshaus kam es in den Jahren ab 1972: Innenrenovierung mit neuem Altar (Weihe am 19. Oktober 1975) und Außenrenovierungen im Jahre 1984 unter dem jetzigen Pfarrer, Geistlicher Rat Josef Städele.
Die letzte große Investition erfolgte im Juli 1996. Um Preis von 58.000DM verkaufte Franz Spreninger der hiesigen Pfarrgemeinde eine neue Pfeifenorgel, für die er im Jahre 1993 die Goldmedaille der Handwerkskammer von München und Oberbayern erhalten hatte.

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