Geschichte Gemeinde Malching

Auszüge aus dem Heimatbuch von Fuchs Reinhard, Birkenweg 1, 94094 Malching, Telefon 08573 / 788

Frühgeschichte

Das Inntal war schon seit ältester Zeit von Menschen besiedelt. Besonders entlang der Flüsse fanden die ersten Siedler ausreichend Nahrung aber auch Plätze, um sich niederzulassen und anzusiedeln. Weil sich aber der Inn zu damaliger Zeit noch als wilder und „ungebändigter Geselle“ seinen Weg gebahnt hatte, waren die Menschen oft gezwungen, ihre Hütten und Wohnungen auf sicheren Anhöhen zu bauen.

In den Weilern Nündorf, Oberhof, Reith, Starzenöd und Steinhiebl fand man Steinbeile, Steingeräte und viele Gefäßscherben aus prähistorischer Zeit. Sie liefern uns den Beweis, dass schon vor Jahrtausenden von Jahren das Gebiet um Malching zur Heimat vieler damals lebender Menschen geworden war.

Jungsteinzeit

Etwa in der Jungsteinzeit (3.500 – 1.800 Jahre vor Chr.) wurden diese Leute von Wandernden zu Sesshaften und begannen mit Ackerbau und Viehzucht. Sie erfanden das Töpfern und Weben von Stoffen und lernten die Gewinnung und Verarbeitung von Metallen (Kupfer, Bronze, Legierungen von Kupfer und Zinn sowie Eisen).

Als besonders geschichtsträchtiger Boden gilt der „Einsiedelbuckel“ in der Nähe der Pestkapelle. Dominik Dengl d.Ä. hat hier bereits in den 60er Jahren eine burgenähnliche Befestigungsanlage nachgewiesen, die seinen Bewohnen jahrhundertelang Schutz vor Feinden und wilden Tieren bot. Sie dürfte etwa um 4.000 v. Chr. erbaut worden sein. Im Laufe der Jahre fand man hier zahlreiche Tonscherben, Grabgefäße und Knochen von verschiedenen Tierrassen. Die genannten Plätze und Orte waren kontinuierlich besiedelt, denn auch aus der Bronzezeit haben sich viele Fundgegenstände erhalten (Spinnwirtel, Nadelköpfe sowie ein kleines Messer).

Bajuwaren

Aus der Einwanderungszeit der Bajuwaren, die um etwa 550 n. Chr. abgeschlossen gewesen sein dürfte, stammen die Ortsnamen mit der Endung „-ing“. Solche Orte benannte man nach den Sippenvorständen und ergänzte deren Namen mit der Endung „-ing“, was so viel bedeutet wie „bei den Leuten des ....“.

In Malching dürfte demzufolge ein Mann mit dem Namen

„Mala“ oder „Malak“ mit dieser Aufgabe betraut worden sein. Wie die Vielzahl der Funde um Malching beweisen, war unsere Heimat schon seit der Jungsteinzeit (Neolithikum) fortwährend von Menschen bewohnt und zählt damit zu den ältesten Siedlungen im ganzen Lande.

Ersten schriftlichen Beweis

Den ersten schriftlichen Beweis seines Bestehens lieferte aber erst eine Urkunde aus der Regierungszeit von Herzog Tassilo III. (748 – 788), der einer Schenkung an das Hochstift Salzburg seine Zustimmung gab.

Im Jahre 1380 erwarb der herzogliche Pfleger auf Erneck, Ulrich Fronhamer, einen Edelsitz in Malching. Weil sich aber im Lauf der Jahre herausstellte, dass diese Gemäuer als Wohnsitz für die Fronhamer nicht geeignet waren, ließ Ulrich Fronhamer um das Jahr 1415 neben der Kirche zu Malching ein eigenes Schloss errichten.

Die Fronhamer

Mit zwei wehrhaften Türmen und einem Wassergraben bildete es viele Jahre den Mittelpunkt des Sitzes Malching. Im Zuge der Entwicklungen jener Epoche bauten sich die Fronhamer eine eigene Hofmark auf, die erstmals im Jahre 1448 bezeugt ist. Der letzte aus dem Geschlecht der Fronhamer, Achatzius, verkaufte im Jahre 1618 „das Schloss samt Wassergraben, Holz, Wiesen, Weingärten, Bräuhaus, grundbar dem Domkapitel Freysing“ an Wolf Paumgarten zu Ering, der mit Elisabeth, einer Schwester Fronhamers verheiratet war.

Die Paumgartner

Die Paumgartner hatten bereits seit dem Jahre 1508 Güter in Malching erworben. Im Jahre 1734 ging der Besitz des bisher größten Grundherrn von Malching, dem Domkapitel Freising, käuflich an die Paumgartner über, die damit zu alleinigen Herren über Malching wurden. Das einst so stolze Schloss der Fronhamer wurde nun nicht mehr benötigt und um das Jahr 1750 völlig abgerissen.

Paumgartner konnten das gewonnene Baumaterial für den Neubau ihres Schlosses in Ering gut gebrauchen. Ein Wandbild in der Malchinger Pfarrkirche aus dem Jahre 1603 zeigt uns heute noch, wie dieser Herrensitz einst ausgesehen haben mag. Die Grundherrschaft der Paumgartner dauerte bis zum Revolutionsjahr 1848.

Schulwesen bereits seit 1648

Eine lange Tradition weist das Malchinger Schulwesen auf. Bereits im Jahre 1648 wird von einem Christoph Lürch berichtet, der als Schulmeister zu Malching gemeinsam mit seinem Eheweib der Pestilenz zum Opfer fiel. Spätere Schullehrer unterrichteten nicht nur die Kinder, sondern waren auch noch auf das Zubrot als Mesner, Organist, Totengräber und Prokurator angewiesen. Leider endete der Schulbetrieb aufgrund eines Regierungsbescheides endgültig im Jahre 1974.

Innfluß eine wichtige und belebte Handelsstraße

Etwa bis zum Jahre 1790 stellte der Innfluß eine wichtige und belebte Handelsstraße dar und die Innschifffahrt stand in voller Blüte. Handelswaren jeglicher Art wurden von Tirol und dem Salzburger Land mit den Schiffen bis nach Passau verfrachtet. Eine wichtige Zwischenstation und Anlegestelle war der „Hacker Bock“ in Biberg bei Malching. Noch heute haben sich Hausnamen wie „Schopper“, „Hacker“ und „Förg“ aus dieser Zeit erhalten.
Eine sehr wechselvolle Geschichte durchlebte das einst stattlichste Gebäude am Ort, „das Gasthaus zur Post“, erstmals erwähnt im Jahre 1436. Seine Blüte erlebte dieses Haus, als es im Jahre 1748 zur Poststation der Thurn und Taxis´schen Reichspost erhoben wurde. Malching war nun zu einem bedeutenden Etappenort auf der Verbindungsstraße München – Passau - Wien geworden. Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie im Jahre 1910 verlor es jedoch immer mehr an Bedeutung. Heute gehört dieses Anwesen mit dem „palazzoähnlichem Gepräge“ Herrn Johann Seidl, welcher darin wieder eine Gaststätte betreibt.

Einbußen durch politische Entscheidungen bis zur Gegenwart

Die stets ländlich strukturierte Gemeinde Malching musste in seiner wechselvollen Geschichte oftmals viele Opfer beklagen und auch bittere Einbußen durch politische Entscheidungen hinnehmen. Erinnert sei hierbei an die zahlreichen Toten, die von der Pest, „dem schwarzen Tod“ in den Jahren 1521 – 1526, 1649 und 1715 – 1718 hinweggerafft und in einem eigenen Pestfriedhof bestattet wurden. Viel zu leiden hatte die hiesige Bevölkerung durch die vielen Truppendurchzüge und den damit verbundenen Zwangseinquartierungen während des niederbayerischen Erbfolgekrieges (1504/05), des österreichischen Erbfolgekrieges (1741/42) sowie der napoleonischen Kriege (1800/09). Nicht vergessen wollen wir aber auch die vielen gefallenen und vermissten Söhne der Gemeinde, die in zwei mörderischen Weltkriegen in fremder Erde ihr Leben einbüßten.

Hart trafen den Ort die Schließung des Bahnhofes am 31. Mai 1969 sowie die Auflösung der Poststelle am 11. November 1995. Im Zuge der Gebietsreform wurde die Verwaltung der Gemeinde im Jahre 1978 mit Ausnahme einer Außenstelle nach Rotthalmünster verlagert.

Weitere interessante historische Begebenheiten über Malching können im Heimatbuch von Reinhard Fuchs (erhältlich bei der Gemeindeverwaltung Malching), das anlässlich der 1.250-Jahr-Feier im Jahre 1998 aufgelegt wurde, nachgelesen werden.

Ausstellungsstücke aus dem Rathaus


Historische Ausstellung im Pfarrzentrum - Funde aus Malching und dem Unteren Inntal - eine Zeitreise durch die 8.000-jährige Ortsgeschichte


Am 23. März 2023 eröffnete die Ausstellung von Reinhard Fuchs mit historischen Funden aus Malching und dem unteren Inntal. Sie macht eine Zeitreise durch die etwa 8.000-jährige Ortsgeschichte möglich.

Die Ausstellung im 1. Stock des Pfarrzentrums, Hauptstr. 25, 94094 Malching, kann jeden Donnerstag von 15.00 bis 17.00 Uhr oder nach persönlicher Vereinbarung mit Reinhard Fuchs,  Tel. 08573 / 788, besichtigt werden.

Gerne können sich auch Schulkassen melden. Sie erhalten eine kompetente Führung durch die Geschichte der letzten 8.000 Jahre, die in Anbetracht der besonderen Funde nicht nur für die Malchinger selbst interessant ist.

Zusätzlich werden liturgische Requisiten und Skulpturen aus der Malchinger Wallfahrtsgeschichte gezeigt. Es sind dies Relikte aus der längst vergangenen Malchinger Wallfahrt, liturgische Requisiten, Monstranzen, ein "Vergelts Gott-Engel", Jahrhunderte alte Wallfahrtsmedaillen, uralte Knöpfe bäuerlicher Trachten, Uniformen usw., eine kleine Münzausstellung sowie Aufzeichnungen und Gegenstände aus dem Nachlass des Heimatforschers Pfarrer Adolf Schanderl.

Die im Ausstellungsraum präsentieten Raritäten und seltenen Fundstücke sind in sechs Tisch-Vitrinen in folgende Zeitabschnitte unterteilt:

Jungsteinzeit (Neolithikum)- 5.600 – 2.300 v. Chr. - als es noch keinen Ort namens Malching gab
Eine Zeit, in der die Menschen begannen, vorwiegend an Flussläufen feste Hütten zu errichten und Getreide anzubauen - aus Nomaden waren sesshafte Bauern geworden. Um ihre Existenzen zu sichern, haben unsere Urahnen all die hier gezeigten Werkzeuge, Waffen und Dinge des alltäglichen Lebens gebraucht und auch verwendet.

Kupfer- und Bronzezeit(2.300 – 800 v. Chr.)
Als Ötzi noch in Tirol auf Jagd ging und noch kein Malchinger Kirchturm stand.

Keltenzeit (300 v. Chr. - 15 v. Chr.)
Nicht nurMünzfunde (Regenbogenschüsselchen, Büschelquinare), sondern auch andere bedeutsame Funde wie aus dem Lehrbuch.

Römerzeit (50 – ca. 400 n. Chr.)
Nach dem Zusammenbruch ihres Weltreiches hinterließen die Römer bei ihrem Abzug vielfältige und eindrucksvolle Spuren (u.a. Münzen, Ringe usw.)

Römische Gewandfibeln
In dieser Vielfalt (u.a. Pferde-, Hunde-, Fisch- und Taubenfibeln) eine absolute Besonderheit und Rarität!

Bajuwaren/Mittelalter(ca. 550 – 1.600 n. Chr. )
Einzigartige Funde aus einer Zeit, als in Malching die heutige Kirche erbaut wurde – mit zeitgenössischen Münzen

Diese Ausstellung wird noch ergänzt und bereichert mit großartigen Modellbauten aus dem Nachlass von Eberhard Nemmaier (Segelschiff „Pamir“, sonstige Flugzeuge).
 

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